Ihr habt nur 2 Wochen Zeit, die Ostküste Australiens zu bereisen? Dann auf von Brisbane nach Airlie Beach! Habt Spaß auf der größten Sandinsel der Welt und segelt auf den Whitsundays. Hier findet ihr unsere detaillierte Route, Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Unterkünften sowie unsere Kostenaufstellung.
Wir erinnern uns noch ganz genau an unseren ersten Roadtrip in Australien – nicht mit einem Campervan, sondern im Auto. Auf der klassischen Route entlang der Ostküste Australiens warten 1400 km darauf, entdeckt zu werden. Von Brisbane nach Airlie Beach. Unterkünfte haben wir keine gebucht – es geht einfach der Nase nach. An den großen Hauptstrassen in Australien – und davon gibt es an der Ostküste ja genau genommen nur eine – gibt es Motels wie Sand am Meer. Das wird kein Problem sein.
Als erstes Problem entpuppt sich hingegen der viel zu kleine Kofferraum unseres Mietwägelchens! Oder mein viel zu großer Koffer – wie man’s nimmt. Kaum ist das Unikum verstaut, ist der Kofferraum rappelvoll und Micha steht mit seinem bescheidenen Rucksäckchen noch draussen. Nachdem schliesslich Rucksäckchen und Micha ebenfalls verstaut sind sowie die nachfolgende Diskussion über Männlein-Weiblein Klischees ausgefochten ist, geht es los in Richtung Norden.
1. Brisbane
2. Brisbane – Noosa
3. Noosa – Hervey Bay
4. Fraser Island
5. Hervey Bay – Miriam Vale
6. Miriam Vale – Rockhampton – Mackay
7. Mackay – Airlie Beach
8. Whitsunday Islands
Bevor ihr startet, solltet ihr unbedingt 1-2 Tage einplanen, um Brisbane zu entdecken. Brisbane ist eine grüne und relaxte Stadt. Queensland-Style eben. Ich (Sandra) habe 1,5 Jahre in Brisbane gelebt und hier einige Tipps für euch, wie ihr diese subtropische Metropole erkunden könnt.
Distanz: 160 km über M1 (inkl. Australia Zoo und Glasshouse Mountains)
Fahrzeit: 2,5 Stunden
Unterkunft: 10 Hastings Boutique Motel & Café (zu unserer Reisezeit Noosa Village Motel, welches um Längen preisgünstiger war), Studio Suite 2 Adults AUD250/Nacht
Steve Irwin, der Gründer des Australia Zoo (AUD59 Erw., AUD35 Kind 3-14J.), wurde 2006 bei Unterwasser-Dreharbeiten von einem Stachelrochen getötet. Man sah ihn oft in Reportagen auf BBC – meist sprang er wie wild um irgendein giftiges oder anderweitig gefährliches Tier herum. Sobald wir zu Hause im TV zufällig zu einer seiner Sendungen schalteten, hiess es immer: „Ach, der Verrückte wieder!“ Bei genauerem Hinschauen jedoch war und ist Steve Irwin in Australien überaus beliebt und bekannt für seine Liebe zu gefährlichen Tieren. Er verschrieb sich der Erhaltung und dem Schutz der australischen Tierwelt, vor allem den Krokodilen. Daher sein Spitzname „Crocodile Hunter“. Sein Anliegen war, die Tiere den Menschen näher zu bringen, vor allem aber ihnen die Angst vor vermeintlich gefährlichen Tieren zu nehmen. Besonders tragisch ist, dass ausgerechnet eines der harmloseren Tiere ihm zum Verhängnis wurde. Steve’s große Hinterlassenschaft ist der Australia Zoo.
Der Australia Zoo ist definitiv einen Besuch wert. Neben (natürlich) Koalas ist die gesamte australische Tierwelt hier vertreten. Wer möchte, kann sogar einen Koala streicheln. Wusstet ihr, dass Koalas bis zu 19 Stunden am Tag schlafen? Die vermeintliche Trägheit soll nicht täuschen – am Boden auf der Flucht vor etwaigen Feinden oder in der Brunftzeit können Koalas recht flink sein. Das warnende Grunzen eines männlichen Koala’s kann durchaus mit dem eines kampfeslustigen Wildschweins mithalten.
Ein weiteres Highlight im Zoo sind die Kängurus im begehbaren Gehege. Die „Roos“, gar nicht scheu, lassen sich bereitwillig streicheln. In Australien ist diese Nähe zu den Tieren vorhanden, die wir unglaublich finden. Nicht nur in den Zoos, auch in der Natur hat man oft den Eindruck, als wären die Tiere gar nicht scheu. Auf dem Rasen liegt eine Gruppe dösender Roter Riesen-Kängurus – ein respektabler Anblick!
Unsere Lieblingstiere besuchen wir ebenfalls – die Wombats. Von Natur aus träge und scheu, lässt sich natürliches keines blicken. Schliesslich müssen sie von der Tierpflegerin zum Bewundern auf dem Arm bis zum Zaun getragen werden, wie ein Baby, alle Viere von sich gestreckt. Man munkelt, die spielen sogar Fussball ;-)!
Wer wissen möchte, wie ein Taipan, die giftigste Landschlange, aussieht, der wird hier fündig. Ihr Vorkommen beschränkt sich auf Brisbane und von da die Ostküste aufwärts. Es schadet nicht, sein Erscheinungsbild zu kennen. Das kann mitunter Leben retten! Es ist gerade Fütterung – es gibt Maus – lecker!
Bevor es weiter geht nach Noosa an der Sunshine Coast, dem „Nizza Australiens“, bietet sich ein Abstecher zu den 9 Glasshouse Mountains an, die steil aus der Ebene aufragen und eine spirituelle Bedeutung für die Aborigines haben.
Distanz: 190 km über Bruce Highway/A1
Fahrzeit: 2,5 Stunden
Unterkunft: Hervey Bay Colonial Village YHA, Double Room AUD52/Nacht
Man war nicht in Australien, wenn man nicht wenigstens einmal auf einem Surfbrett stand! O-Ton eines befreundeten Australiers. Also drauf und dran! In Noosa gibt es einige Anbieter von Surfkursen. Wir buchen unseren mit Learn To Surf (Learn To Surf, 2 Hour Group Surfing Lesson AUD65/Person). Unsere Erfahrung mit dem Surfbrett war eine Begegnung der anderen Art. Dieses Erlebnis aus der Sicht blutiger Anfänger wollen wir euch keinesfalls vorenthalten:
Uns empfangen 3 nette Surflehrer – 2 Jungs und ein Mädel. Wir bekommen unsere Wet-Suits, das sind spezielle Lycra-T-Shirts, die vor der Sonne schützen. Das Surfbrett wird geschultert (Gott, ist das schwer!) und los geht es bester Laune im Gänsemarsch an den Strand. Nach ein paar Sicherheitshinweisen (z.Bsp. wie man im Wasser das Brett zu halten hat, damit es einem bei der ersten Welle nicht eine kunterbunte Beule am Kopf beschert) starten wir mit Trockenübungen. Wie liegt man richtig auf dem Brett (ja, auch das will gekonnt sein!)? Wo hält man sich fest? Wie steht man beim Anrollen der perfekten Welle auf dem Brett auf und reitet sportlich auf selbiger? Wir mühen uns wie Fische auf dem Trockenen ab. Dem geneigten Badegast wird hier jeden Tag eine herrliche Show geboten!
Schliesslich stolzieren wir selbstbewusst ins Wasser. Nun steht ein Kunststückchen auf dem Lehrplan, das sich „Eskimorolle“ nennt. Man liegt bäuchlings auf dem Brett und wenn eine nicht surfbare Welle (für den Anfänger also fast jede) anrollt, dreht man sich zusammen mit dem Brett um die eigene Achse unter der Welle hindurch. Laut Lehrbuch landet man nach der Rolle wieder genauso oben auf dem Brett. Viele Salzwasserschlucke später klappt das vermeintlich Unmachbare endlich halbwegs. Allerdings lande ich, nach Luft japsend, immer wieder nur halb auf dem Brett wie eine Schiffbrüchige. Micha hat da eher den Bogen raus.
Derart gewappnet, paddeln wir bäuchlings erwartungsvoll der ersten Welle entgegen. Auf Zuruf der Surflehrer nehmen wir unsere ersten Wellen. Zumindest so der Plan. Ich traue mich nicht, mich mitten auf der Welle irgendwie auf dem Brett zu bewegen. Beim gefühlten 101. Versuch schaffe ich es, auf dem Brett kniend halbwegs bis zum Strand zu „segeln“. Welch ein Hochgefühl! Das Ende des Ritts gipfelt jäh in einer Bruchlandung. Ich werde unsanft im Wasser herum gewürfelt, das Brett reisst sich vom Band um meinen Fuss los und fliegt ins Nirwana. Es haben sich Leute beim Surfen schon blaue Augen geholt, haben wir uns sagen lassen! Das glaube ich ungesehen!
Langsam fängt die ganze Geschichte an, interessant zu werden. Die 2 Stunden verfliegen rasend schnell. Der Spaß geht allerdings dermaßen auf die Arm- und Brustmuskeln, dass ich in der letzten halben Stunde weder auf dem Brett aufstehen, noch zur Welle paddeln kann. Von der Eskimorolle ganz zu schweigen. Batterie leer! Auf den Muskelkater bin ich gespannt. Achtung: Freut euch nicht zu früh, wenn ihr am nächsten Morgen noch nichts verspürt – an Tag 2 post-surfing kommt ihr kaum aus dem Bett. Ich für meinen Teil kann meine Arme plus Oberkörper nicht schmerzfrei bewegen. Sogar das Haare waschen schmerzt.
Das Fazit des „Wellenreitens für Anfänger“: tierischer Muskelkater Oberarme und Brustmuskeln, saftiger Sonnenbrand Oberschenkel hinten und Gesicht, aufgekratzte Knie beidseits, Schmerzen an beiden! Rippenbögen (weiss der Teufel warum auch dort!)… aber wir würde es immer wieder tun!
Also stürzt euch ins Getümmel und die Wellen und macht eure eigene Surferfahrung! Und berichtet uns natürlich hinterher in den Kommentaren, wo es euch überall weh tat danach. Keine Angst, der Muskelkater geht irgendwann auch wieder vorbei und die schönen Erinnerungen bleiben ;-).
Kleiner Tipp: Belohnt euch am Ende des Tages mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Strand von Noosa.
Wir fahren abends noch nach Hervey Bay weiter, dem Tor nach Fraser Island.
Unterkunft: Eurong Beach Resort, Resort Hotel Room AUD138/Nacht
Um Fraser Island zu erkunden, haben wir uns aus verschiedenen Gründen einer geführten Tour (Fraser Explorer Tours, Fraser Explorer 2 Day Tour ex-Hervey Bay, Twin Share AUD420 Erw., AUD295 Kind 4-14J.) angeschlossen. Von unseren Erlebnissen auf der größten Sandinsel der Welt berichten wir euch später in einem extra Blogpost.
Distanz: 220 km über Bruce Highway/A1
Fahrzeit: 2,5 Std.
Unterkunft: Miriam Vale Motel, Double Room AUD70/Nacht
Von Hervey Bay geht es schnurstracks weiter gen Norden der Nase, bzw. dem Bruce-Highway nach. Nach 200 km kommen erste Müdigkeitssymptome auf und das kleine Motel im scheinbar gottverlassenen, direkt am Bruce-Highway gelegenen Örtchen Miriam Vale kommt uns gerade recht. Uns empfangen sehr nette Herbergsleute, die, wie überall auf unserer Reise, sehr bereitwillig und freundlich Auskunft über ihren Ort und die dortigen Sehenswürdigkeiten geben. In Miriam Vale gibt es davon leider nicht sehr viele.
Wir empfehlen euch, auf eurer Reise bewusst gerade auch die weniger touristischen Orte und Unterkünfte aufzusuchen, an denen man normalerweise achtlos vorbei fährt. Dort findet mal meist die wirkliche australische Mentalität, Gastfreundschaft und Authentizität, die in den Touristenspots oft verloren gegangen ist.
Distanz: 510 km über Bruce Highway/A1
Fahrzeit: 5 Std. 45 min.
Unterkunft: Mackay Rose Motel, Double Room AUD88/Nacht
Vor unserer Weiterfahrt wollen wir nicht missen, Miriam Vale zu erkunden. Das heißt mehr oder weniger, einmal über die Strasse und zurück. Auffallend ist die grosse und moderne Touristeninformation, die wahrscheinlich nur alle Jubeljahre mal einen Touristen sieht. Unser Verdacht bestätigt sich, als die verdutzt dreinblickende, nette Dame hinterm Tresen uns bittet, uns ins – fast leere – Gästebuch einzutragen. Das tun wir natürlich mit Freuden!
Unser Tipp: Gegenüber der Touristeninformation im Big Crab Cafe kann man vorzüglich frühstücken. Wenn ihr ein typisch australisches Big Brekkie mögt mit allem, was dazu gehört – Eier und Speck, Würstchen, Bohnen und Tomate, Toast – dann ist dies der place to be! Dazu ein großer Flat White oder ein Short Black, und der Tag kann kommen.
Nach weiteren 170 km unserer Reise begrüßt uns die „Rindfleisch-Hauptstadt“ Australiens – Rockhampton. Die großen Kühe aus Plastik am Ortseingang lassen keinen Zweifel daran, dass wir angekommen sind. Bunte Art Deco Gebäude säumen die menschenleere Strasse. Es ist Mittagszeit und um die 40 Grad Celsius – gefühlte 50 Grad! Rockhampton liegt direkt an der südlichen Grenze der Tropen. Ganzjährig ist es hier warm bis heiß. Kein Mensch macht da in der Mittagsglut sightseeing. Aber wir!
Ein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt lohnt sich. Viele der historischen Gebäude in der Stadt sind heute von „The National Trust and the Heritage Commission“ als Baudenkmäler geführt. Die Listung der Quay Street als eine „historische Straßenansicht“ ist in ganz Australien einmalig.
Wir wollen heute noch weiter nach Mackay. Rockhampton verabschiedet sich stilecht mit einer Riesen-Plastik-Kuh am Strassenrand.
Der Ortseingang von Mackay ist mit Motels gesäumt. Ihr werdet hier also, selbst bei später Ankunft, keine Mühe haben, eine Bleibe zu finden. Wir sind nach unserer 280 km Tagesetappe sehr müde, als wir in Mackay ankommen. In Australien im Dunkeln zu fahren, ist sehr anstrengend, da man jederzeit mit Tieren rechnen muss, die auf die Strasse springen oder laufen.
Distanz: 150 km über Bruce Highway/A1
Fahrzeit: 1 Std. 45 min.
Unterkunft: Airlie Beach Motor Lodge, Garden Motel Suite AUD150/Nacht
In unserem Mietwägelchen sieht es aus wie „Assis on Tour“ (Aufräumen hat auf einer solchen Tour definitiv eine niedrige Priorität): leere Verpackungen kullern zusammen mit Lebensmitteln auf der Rücksitzbank herum. So steht unsere erste Aufgabe am nächsten Tag fest und eine Stunde später sitzen wir in unserem frisch geschniegelten fahrbaren Untersatz mit Kurs auf Richtung Mackay’s Innenstadt.
Mackay’s Markenzeichen ist der Zuckeranbau. Deshalb wird die Stadt auch „Zucker-Hauptstadt“ Australiens genannt. Weite Zuckerrohrfelder bestimmen das Landschaftsbild. Das kleine Stadtzentrum ist geprägt von Art Deco Gebäuden. Die typisch australische Helferlein-Mentalität begegnet einem auch hier: kaum steht man da und blickt sich ratlos suchend um, wird man auch schon angesprochen, was man suche und woher man komme. Hier ist es schier unmöglich, verloren zu gehen. Selbst wenn man wöllte! Einmal die Strasse hoch und runter und wir sind reif für die obligatorische Kaffeepause. Neben dem Café gibt es einen Spielsalon, aus dem Rockmusik plärrt und in dem eine Handvoll Outbackhelden am Tresen steht. Und das am Sonntagmorgen! Vermutlich werden hier die letzten Alkoholreste der vergangenen Nacht weggespült.
Wir besuchen auch den nahegelegenen und weitläufigen Bucasia Beach. Ein Schild warnt vor der tödlichen Würfelquelle, die es von Oktober bis April in den Gewässern Nordaustraliens gibt. Anbei ist auch immer eine Flasche Essig für den unglücklichen Gestochenen. Wer gerne nach Australien oder Südostasien reist, sollte beim Schwimmen oder Tauchen unbedingt auf Würfelquallen achtgeben. Die Würfelqualle, auch Seewespe genannt, ist mit bis zu drei Meter langen, giftigen Tentakeln ausgestattet, die bei Berührung die Haut verletzen und Gift ausstoßen, welches zum Herzstillstand führen kann. Etwa 50 Menschen sterben Jahr für Jahr durch die Begegnung mit dieser kleinen Giftspritze. Seegebiete, in denen Würfelquallen auftreten, sind meist durch Schilder am Strand gekennzeichnet. Besonders während der Quallensaison (Oktober bis April) sollte man keinesfalls dort schwimmen. Eine Vergiftung ist nicht nur schmerzhaft, der Unglückliche leidet Höllenqualen. Bis zum Eintreffen des Notarztes kann man versuchen, Essig auf die verletzten Stellen zu träufeln und in der Haut steckende Tentakel mit einem Stock zu entfernen. Das Risiko einer Konfrontation ist in diesen Gewässern hoch. Überlebenschance: 70 Prozent.
Selbst das Baden der Füße im Wasser ist gefährlich, denn die Tentakel sind auch hochgiftig, wenn sie nicht mehr an der Qualle dran sind.
Schöne Muscheln sehen wir. Ein Aussie sagte uns mal, dass man prinzipiell an einem australischen Strand rein gar nichts anfassen oder gar aufheben soll. Es könnte tödlich sein! Die Australier haben sich mit der stetig präsenten Gefahr arrangiert und ein völlig anderes Gefahrenbewusstsein entwickelt als wir Europäer. Man geht hier lockerer mit den Dingen um. No worries!
Das quirlige Küstendörfchen Airlie Beach ist das Tor zu den Whitsundays. Entlang der Shute Harbour Road spielt sich das Leben im Ort ab. Hier drängen sich Straßenrestaurants, Cafés und Bars. Jeden Samstagmorgen findet am Strand ein Markt statt, auf dem ihr handgefertigten Schmuck, Kleidung und originelle Souvenirs erstehen könnt.
In der Airlie Beach Motor Lodge werden komfortable Zimmer mit einem super Blick ins Grüne angeboten. Zudem hat man einen phantastischen Blick auf die Bucht von Airlie Beach, da das Motel auf einem Hügel liegt. Also Daumen hoch!
Von hier aus werden wir 3 Tage lang in See stechen. Zusammen mit 14 anderen Leuten und einer 3-köpfigen Crew.
Wir heuern auf der „Enid“ an, einer traditionellen Sport-Yacht, die in den 60er Jahren gebaut wurde.
Der erste Segeltag und schon der Start gestalten sich aufregend. Am Morgen des Auslaufens gibt es eine Tsunami-Warnung begleitet von der Nachricht, alle Strände der Ostküste seien gesperrt. Uns allen rutscht beim Wort „Tsunami“ das Herz in die Hose. Nicht so der Crew, welche, die Ruhe in Person, postuliert, durch das vorgelagerte Great Barrier Reef wäre man ja geschützt. Da war er wieder, der australische Frohsinn.
Wir haben auf dem Boot die einzige private Doppelkabine erwischt. Wir sind 14 Mann an Bord, nebst Skipper, Koch und einer weiteren Seglerin. Die Raumverhältnisse sind eng bemessen und einige Segelfreunde staunen nicht schlecht, als sich ihre gebuchte „private double“ Unterkunft als Doppel-Koje im Gemeinschaftsschlafraum entpuppt. Der Begriff „private“ ist hier weit gefächert und bedeutet wohl lediglich, dass man nicht in einer 6-Mann-Koje schlafen muss. Das sollte man wissen und beachten. Es sei denn, man kuschelt gerne mit Fremden. Unser Zimmerchen hat das Ausmaß eines größeren Spindes, aber wir sind happy!
Unsere Segeltauglichkeit bei Windstärke 7 wird von Anfang an in Form einer stürmischen Überfahrt nach Hook Island auf die Probe gestellt. Bis auf die ob des stürmischen Windes vor Freude jauchzende Crew sind alle blutige, blasse Segelanfänger. Wer sich unter dem Trip eine beschauliche Ausfahrt mit Kuschelkissen an Deck und Cocktail in der Hand vorgestellt hat, wird jäh enttäuscht. Das Segelboot springt in steter 30–Grad-Seitenlage durch die Wellen und der geplagte Segel-Neuling muss alle Mühe aufbringen, um nicht über die Reling katapultiert zu werden. Wir sind unentwegt versucht, uns verzweifelt irgendwo festzuklammern. Dies wird wiederum dadurch erschwert, dass man regelmässig durch aufschwappende Wellen geduscht wird. Ich kann schwerlich behaupten, dass ich diese erste Überfahrt wirklich genossen hätte. Micha hingegen ist Feuer und Flamme. Ist Segeln denn immer so stürmisch? Laut unserer Crew ist dies hier eine Ausnahme und bei nur 2 Knoten Windgeschwindigkeit mehr wären sie nicht mehr rausgefahren.
Nachdem sich unser Gleichgewichtsorgan auf die ständige Schieflage eingestellt hat und meine Hände vom Festklammern nicht mehr so weh tun, kann ich das Segeln anfangen zu geniessen. Wir segeln um Hook Island herum und ankern in einer kleinen Bucht zum Schnorcheln. Man taumelt an Land – das Gleichgewichtsorgan hat heute Schwerstarbeit zu verrichten. Wir zwängen uns in sogenannte Stinger-Suits: Ganzkörperanzüge, die vor den hochgiftigen Tentakeln der Würfelqualle schützen sollen. Die Crew achtet peinlich genau darauf, dass keiner sich auf die Korallen stellt.
Unser Ankerplatz für die Nacht ist eine schöne Bucht – Sonnenuntergang inklusive. Vorher werden wir zum Beine vertreten mit kleinen Schlauchbooten an Land verschifft. Wieder an Bord, hat der Smutje aus einfachen Nahrungsmitteln ein tolles Essen gezaubert. Leider sind die Portionen sehr überschaubar und einige der Männer müssen den Gürtel enger schnallen. Ein tolles Gefühl von Freiheit, so ganz in der Natur zu sein. Wir sind gespannt, wie wir diese Nacht in der Riesen-Schaukel schlafen werden.
An Segeltag Nummer 2 wartet ein weiterer Schnorchelstopp sowie der Beach der Beaches, Whitehaven Beach, auf uns. Whitehaven Beach wird vielfach als der schönste Strand der Welt beschrieben, demzufolge kennt unsere Spannung keine Grenzen. Wir haben in unserem Spind ganz gut geschlafen im Gegensatz zu einigen anderen, die, mit Schlafstätte direkt am Gang, kein Auge zugetan haben. Unserer Meinung nach ist es dann wohl besser, sich und seinen Schlafsack direkt an Deck zu packen. Ein weiterer Punkt sind die Hygieneverhältnisse. Nix für Zimperliche und Reinlichkeits-Freaks. An Bord gibt es für alle Leute nur ein winziges Duschklo, welches nach mehrmaligem Benutzen nicht mehr zum geruhsamen Verweilen einlädt.
Whitehaven Beach ist in der Tat einer der schönsten Strände, die wir je gesehen haben. Nach einem kleinen Marsch durch den Wald eröffnet sich uns ein unglaubliches Panorama. Der 7 km lange Whitehaven Beach ist nur mit dem Boot, per Hubschrauber oder Wasserflugzeug zu erreichen und einer der weißesten Strände der Welt. Mit einem Quarzgehalt von 98 % speichert der Sand keine Wärme und zeichnet sich durch eine feine pudrige Konsistenz aus. Das bedeutet, dass selbst bei größter Hitze das Barfußlaufen hier angenehm ist.
Am nördlichen Ende von Whitehaven Beach liegt das Hill Inlet. Von hier aus habt ihr einen herrlichen Ausblick über ein Flusssystem, das sich seinen Weg über breite Flächen von weißem Sand bahnt.
Leider ist die Verweildauer nur kurz und schon geht es weiter zum Schnorcheln. Wir haben das Glück, einen Grouper (Riesenzackenbarsch) zu sehen, der uns ziemlich nahe kommt. Der Riesenzackenbarsch ist mit seinen 3 m Länge und bis zu 400 kg Gewicht der größte in Korallenriffen lebende Knochenfisch.
Segeltag Nummer 3 hält ein weiteres Abenteuer für uns bereit. Bei der Zufahrt auf eine Insel läuft die Enid kurz auf Grund. Dabei wird der Motor in Mitleidenschaft gezogen und gibt fortan seinen Dienst auf. Lange überlegt die Crew, ob man die Heimfahrt ohne funktionierenden Motor wagen soll. Da es noch immer recht stürmisch ist, werden schließlich die Segel gehisst. Ich habe tüchtig Muffensausen und bin froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Micha ist, wie schon erwähnt, in der Beziehung schmerzfrei.
Fazit des Segeltörns: Eine schöne und vor allem abenteuerliche Erfahrung, wenn man einigermaßen angstfrei ist und seine Ansprüche hinsichtlich Hygiene und Schlafkomfort zurückschrauben kann. Das Gemeinschaftsgefühl an Bord auf so engem Raum ist toll. Also einfach ausprobieren! Vielleicht entdeckt der eine oder andere von euch ja (genau wie Micha übrigens) seine Leidenschaft für’s Segeln. Lasst uns an euren Erfahrungen via Kommentarfunktion teilhaben. Wir sind schon gespannt!
Die „Enid“ kann man momentan leider nur noch für Tagestouren (AUD225/Person, inkl. Verpflegung, Schnorcheln und Whitehaven Beach) buchen.
Falls ihr dennoch an einer Tour mit Übernachtung interessiert seid, empfehlen wir euch diese Seite. Hier findet ihr eine Übersicht aller Segeltouren für die verschiedensten Bedürfnisse und Altersgruppen, z.Bsp. Backpacker 18-35, Familien, mit Tauchstopp, Tagestour oder mit Übernachtung, Gäste mit wenig Zeit, Katamaran oder traditionelle Yacht etc.. Dort könnt ihr auch eine 2Tage/2Nächte Segeltour auf einer traditionellen Segelyacht (ähnlich wie unsere Tour, private double cabin AUD970) buchen.
Der Segeltörn ist zugleich der krönende Abschluss unseres ersten Australien-Roadtrips. Unseren Mietwagen hatten wir one-way gebucht und geben ihn am Flughafen in Proserpine (Whitsunday Coast) wieder ab, bevor wir zurück nach Brisbane fliegen.
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Flug: 2200 Euro
Mietwagen (Economy Auto, Hertz): 260 Euro (AUD400)
Benzin: 200 Euro
Unterkunft: 400 Euro (AUD600)
Aktivitäten: 1370 Euro (AUD2060)
Essen: 500 Euro
Flug Proserpine – Brisbane: 130 Euro (AUD198)
Gesamt: 5060 Euro
Preise: Stand 2017
Bitte beachtet, das dies nur eine ungefähre Kostenschätzung ist, die sich an unserem Streckenverlauf und den von uns besuchten Unterkünften orientiert.
Und, seid ihr neugierig geworden? Hat dieser Beitrag euch bei der Reisevorbereitung geholfen? Habt ihr weitere Fragen?
Natürlich interessiert uns auch, wie ihr euren Ostküsten-Roadtrip erlebt und genossen habt. Habt ihr weitere Ideen, Tipps und Empfehlungen, die uns verborgen geblieben sind?
Wir freuen uns über eure Kommentare und wünschen euch eine wunderschöne Tour away on wheels.
Cheers,
Sandra & Michael
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Habt ihr Brisbane an der australischen Ostküste auf eurer Roadtrip Reiseroute? Je nachdem, ob ihr aus südlicher oder nördlicher Richtung…