Strände, Schafe, Serpentinen: Highlights im Südosten Sardiniens
Traumhafte Strände, ansonsten eher karge Landschaft, gutes Essen, teueres Pflaster – das hatten wir immer wieder über Sardinien gehört. Auf unserer Bucket List stand das Lieblingsurlaubsdomizil der Italiener schon lange. Dieses Jahr im Juni nun konnten wir uns endlich ein Bild machen von Sardinien – vom Südteil der Insel, den Stränden, dem Essen, dem Lifestyle, den Kosten.
Taufrisch und ofenwarm können wir euch unsere persönlichen Tipps und Highlights für Sardinien’s Süden weitergeben. Natürlich, wie gewohnt, mit Grafik und Fahrzeit der Routen und Kostenaufstellung.
Der Juni war für uns die ideale Reisezeit. Bei absoluten Wohlfühltemperaturen von 25 – 28 Grad und nur 3 Regentagen in unseren 3,5 Reisewochen konnten wir sowohl baden als auch intensiv die Gegend erkunden, ohne wegen der Hitze fix und fertig zu sein. Zudem ist der Juni die Vorsaison auf der Insel. Die Strassen und Unterkünfte sind noch schön leer und nur halb so teuer wie in der Saison, die Cafes und Restaurants sind schon aus dem Winterschlaf erwacht und alles grünt und blüht auf Sardinien. Die in voller Blüte stehenden, riesigen Oleanderbüsche sind eine Augenweide!
Wir waren dieses Mal zu viert unterwegs, weswegen wir uns für keinen klassischen Roadtrip, sondern für eine Home Base plus Tagestouren für diese Reise entschieden haben.
Im weitläufigen 4Mori Family Village nahe Muravera im Südosten Sardiniens bewohnten wir ein Mobilheim. Das Village liegt direkt am Strand und bietet jede Art von Unterkunft vom Campingplatz über Mobilheime bis zu Appartments. Zur Freizeitgestaltung gibt es mehrere Pools, einen Fussballplatz, ein Restaurant, eine Tauchbasis, einen Mini-Club, eine Strandbar, ein Café und mehr.
Die beschriebenen Tagestouren beinhalten die Fahrstrecke und -zeit (Hin- und Rückfahrt) von Muravera aus, können aber natürlich auch von jedem anderen Ausgangspunkt durchgeführt werden. So bekommt ihr einen Eindruck von den Gegebenheiten und Entfernungen vor Ort.
Angereist sind wir mit eigenem Auto und der Nachtfähre (Abfahrt 21.30 Uhr, Ankunft 9.00 Uhr, ca. 12 Stunden Fahrzeit) von Genua nach Olbia. Morgens kann man auf der Fähre frühstücken und bereits die Küste Sardiniens an sich vorbeiziehen sehen. Der Alltag ist dann plötzlich ganz weit weg. Für uns ein perfekter Beginn der Reise.
Inhaltsverzeichnis
1. Panoramaroute Orientale Sarda von Dorgali nach Baunei
2. Costa Rei – Villasimius – Capo Carbonara – Cala Giunco
3. Sarrabus, Parco di Sette Fratelli und Burcei
4. Capo Ferrato mit seinem Leuchtturm
5. Scoglio di Peppino (Peppino’s Rock)
6. Cala di Monte Turno
7. Pula – Nora – Chia – Strada Panoramica della Costa del Sud
1. Panoramaroute Orientale Sarda von Dorgali nach Baunei
Das erste, was wir auf Sardinien sahen, waren nicht die berühmten Strände, sondern: Berge und Bergdörfer. Auf unserem Weg von Olbia nach Süden wählten wir die Panoramaroute der Orientale Sarda. Wenn ihr genug Zeit habt und in Richtung Süden unterwegs seid, empfehlen wir euch diesen Umweg – er lohnt sich! Die Route passiert die östlichen Gipfel des Nationalparks Gennargentu.
Der spektakulärste Teil beginnt im schönen Bergdorf Dorgali und setzt sich für serpentinenreiche 63 km nach Baunei fort. Unterwegs habt ihr tolle Ausblicke auf das Flumineddu-Tal. Unterwegs habt ihr einige Einkehrmöglichkeiten mit Aussicht wie zum Beispiel die Bar Silana am Silana Pass. Im traumhaft gelegenen, weißen Bergdorf Baunei reiht sich entlang der Hauptstrasse ein Café ans nächste – alle mit tollem Panoramablick. Wanderfreunde finden entlang der Strecke einige Ausgangspunkte für Wanderungen zur Gorropu-Schlucht.
2. Costa Rei – Villasimius – Capo Carbonara – Cala Giunco
Die Panoramaroute entlang der Küste zwischen der Costa Rei und Villasimius (SP18) ist eine schöne Alternative zur SS125. An der Strecke gibt es zahlreiche Plätze mit toller Aussicht und eine traumhafte Bucht reiht sich an die nächste.
Das ehemalige Fischerdorf Villasimius kommt unserer Meinung nach eher touristisch daher. Während sich der Ort schon bei Nuraghern, Phöniziern und Römern größter Beliebtheit erfreute, geben sich heute vor allem Cagliaritaner und Touristen ein Stelldichein. Villasimius hat ein Ausgehviertel mit Shops, Diskos, Restaurants und Bars. Die Geschäfte haben in der Saison bis Mitternacht geöffnet.
Südlich von Villasimius findet ihr Plätze zum Staunen – hier ragt eine langgezogene Halbinsel ins Meer hinein, an deren südlichstem Punkt das Capo Carbonara liegt. Das Kap und der dortige Leuchtturm gehören zwar zu einem militärischen Sperrgebiet, das man nicht betreten darf, aber die Umgebung bietet Traumstrände und tolle Ausblicke. Rund um das Capo Carbonara befindet sich ein großes Meeresschutzgebiet – Schnorchelparadies und Eldorado für Vogelfreunde zugleich. In der Hochsaison werden vom Yachthafen in Villasimius täglich Bootsführungen ins Meeresschutzgebiet angeboten.
Das „Polynesien Sardiniens“, wie die Gegend um Villasimius auch genannt wird, macht mit dem Traumstrand der Cala Giunco mit schneeweißem Sand und glasklarem Wasser, das in allen Türkistönen schimmert, seinem Spitznamen alle Ehre. Das Wasser in der Bucht wird nur sehr langsam tiefer – ideal für Kinder. Der Strand war zu unserer Reisezeit im Juni noch nicht überlaufen. Direkt am Strand gibt es ein Café und mietbare Sonnenschirme nebst Strandliegen. Für Ruhesuchende gibt es einige Meter den Strand entlang ruhige Eckchen.
Auf dem Parkplatz der Cala Giunco zahlt man für den ganzen Tag pro Fahrzeug 5 Euro Parkgebühr. Diese Parkgebühren an Stränden begegneten uns in Sardinien öfter. Falls ihr also nur eine kurze Stippvisite plant, empfiehlt es sich, das Fahrzeug außerhalb des Parkplatzes abzustellen und etwas weiter bis zum Strand zu laufen.
Das Besondere der Cala Giunco ist die Lage des Strandes zwischen dem Meer und dem Teich von Notteri. Im Teich leben keine Fische. Der Teich beinhaltet nur Salzwasser, das im Sommer gelblich schimmert. Hier finden sich zu bestimmten Jahreszeiten zahlreiche rosafarbene Flamingos ein, die im Schlamm des Teiches nach Nahrung suchen.
3. Sarrabus, Parco di Sette Fratelli und Burcei
Das Hinterland im Südosten Sardiniens, das Sarrabus, ist u.a. das Gebiet der Sette Fratelli (Sieben Brüder). Sieben hoch aufragende Bergspitzen gaben dem Gebiet angeblich seinen Namen. Man fährt (wieder einmal) auf engen Serpentinenstraßen durch Schluchten, die mit Oleandersträuchern durchzogen sind. Die malerische Schlucht von Campu Omu ist Teil dieser Strecke, die bis vor wenigen Jahren die einzige Verbindung zwischen Cagliari und der Costa Rei war! Die Serpentinen sind ein Paradies für Motorrad- und Fahrradfahrer. Hier ist einige Vorsicht geboten, da einige Biker die Strasse mit einer Rennstrecke verwechseln!
Die Berglandschaft des Sarrabus und die Wälder des 60 km großen Naturschutzgebietes „Parco dei Sette Frattelli“ sind ideal zum Wandern und Klettern. Ein guter Start- und Informationspunkt ist das Forstamt „Sette Fratelli“. Dort gibt es auch ein Museum über den selten gewordenen, in diesem Gebiet noch beheimateten Sardischen Hirsch.
Ein Tipp abseits der ausgetretenen Pfade: das beschauliche und herrlich schläfrige , 650 m hoch gelegene Bergdorf Burcei liegt 50 km nordöstlich von Cagliari im Sarrabus-Gebirge. Uns hat insbesondere die Landschaft hier oben sehr beeindruckt. Man findet noch große, wild gewachsene Blumenwiesen mit Sträuchern, Disteln und Gräsern, wie wir sie aus unserer Kindheit kennen und die es heute bei uns in Deutschland leider kaum mehr gibt.
Burcei ist bekannt für seine leckeren Kirschen. Ein weiterer Höhepunkt von Burcei ist die Kirche der Nostra Signora di Monserrato mit ihrem achteckigen Grundriss. Jedes Jahr im Juni wird das Fest der Santa Barbara in Burcei gefeiert und das verschlafene Dorf erwacht plötzlich zum Leben. Am Tag unseres Besuchs war das ganze Dorf bereits festlich dekoriert für die Feierlichkeiten.
Unser Tipp: Für uns als Kaffee-Junkies ist eine Tagestour ohne Kaffee ja keine richtige Tagestour :-)! In Burcei hatten wir die Hoffnung auf ein schönes coffeinhaltiges Heißgetränk schon aufgegeben, da führte uns Michael`s untrügliche Kaffee-Nase durch einige Gassen hin zu diesem Kleinod: Café Vintage (nicht weit von der Piazza Repubblicca über die Via Cagliari in Richtung Stadtwäldchen)! Es ist doch unglaublich – in Italien gibt es sogar im verschlafensten Dorf wie Burcei in den Bergen ein tolles Café mit einer richtigen, chromglänzenden Espressomaschine! Es gibt alle Arten von Kaffee (und das sind in Italien mindestens zehn!) und auch kleine süße und herzhafte Snacks sowie Eis.
4. Capo Ferrato mit seinem Leuchtturm
Das Capo Ferrato liegt am nördlichen Ende der Costa Rei. Der alte Leuchtturm an der Spitze des Kaps ist ein beliebtes Wanderziel. Auf der Strecke gibt es so gut wie keinen Schatten – daher empfiehlt sich der Marsch für kühlere Tage oder die Morgen- bzw. Abendstunden. Vom Parkplatz am Strand von Porto Pirastu südlich vom Capo Ferrato führt ein sandiger Weg bergauf durch die Hügel. Die Gehzeit one-way beträgt etwa 45 Minuten. Unser Versuch, zumindest einen Teil der Strecke bis zum Leuchtturm mit dem Auto zu fahren, scheiterte kläglich am unwegsamen Gelände und an den tiefen Regenwasserrinnen auf der Strecke. Vom Leuchtturm aus hat man einen spektakulären Blick über die Costa Rei und das Meer. Um den Leuchtturm herum wachsen zahlreiche, riesige Kakteen, die im Juni blühen.
Vor oder besser nach der Wanderung bietet sich ein Sprung ins kühle Nass am Strand von Porto Pirastu an. Dieser ist felsiger als die anderen Strände der Costa Rei und er eignet sich hervorragend zum Schnorcheln, Surfen und Picknick.
Wusstet ihr, dass auf Sardinien mehr als 3 Millionen Schafe leben? Diese sind die Erzeuger der berühmten, köstlichen sardischen Schafskäse – Fiore Sardo, Pecorino Sardo und Pecorino Romano! Unbedingt probieren, wenn ihr auf Sardinien seid! Neben Schafen gibt es auf des Insel auch viele Ziegen, die vielerorts glöckchenbimmelnderweis in der Landschaft unterwegs sind.
Unser Tipp: Auch wenn die Fischerei in Sardinien nicht der Hauptindustriezweig ist, kann man in den meisten Restaurants ausgezeichnete und preiswerte Meeresfrüchte geniessen. Die Hauptmahlzeit in Italien ist das Abendessen, bei welchem man normalerweise mit einem 3- bis 4-Gänge-Menü verwöhnt wird. Etwas südlich von Muravera befindet sich direkt an der SS125 das Il Falconiere mit einer umfangreichen und preiswerten Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten. Das Pizzabrot ist göttlich dort.
5. Scoglio di Peppino (Peppino’s Rock)
Der Scoglio di Peppino liegt an der Costa Rei: Ein kleiner Strand mit seinem berühmten Granitfelsen. Der Felsen ist ungefähr 30 Meter lang und wie ein großer Wal oder eine Schildkröte geformt. Er ist niedrig und flach genug, um darauf zu laufen und kann leicht vom Strand aus durch seichtes Wasser erreicht werden. Um den großen Felsen herum gibt es eine Reihe von warmen, kleinen Felsenpools. Die Aussicht vom Felsen auf die Küste ist traumhaft. Der Ort ist perfekt für Kinder, da das Wasser sehr flach ist. Ihr erreicht den Scoglio di Peppino südlich von der Costa Rei in der Nähe von Punta Santa Giusta.
Unser Tipp: Wenn ihr müde seid vom Sonnenbaden und Herumkrabbeln auf dem Scoglio di Peppino, findet ihr einige hundert Meter südlich in Villa Rey direkt am Traumstrand das I Tarocchi (Localita Villa Rey SNC, 09040, Castiadas, Cagliari). Ein Restaurant mit kleinem Außenbereich und Strandblick, bei welchem der Kaffee nochmal so gut schmeckt.
6. Cala di Monte Turno
Wir haben ein weiteres kleines Juwel im Süden Sardiniens entdeckt: Die Bucht von Monte Turno zwischen Costa Rei und Villasimius hat einen der schönsten Strände, die wir je gesehen haben. Nur etwa 100 m breit und von großen Felsen eingerahmt, ist die Bucht sehr flach und das Wasser ist kristallklar. Im Wasser gibt es einige Felsen, um die sich kleinere Fische tummeln. Mit Schnorchel und Taucherbrille gibt es also einiges zu sehen. Für Erfrischungen und den Schuss Romantik sorgt die epische IKI Beach Bar mit weißen Betten am Strand, perfekt für einen Sundowner oder zwei.
Die Bucht von Monte Turno erreicht ihr über einen naturbelassenen, sandigen Fahrweg. Der Parkplatz (kostenfrei) befindet sich oberhalb der Bucht.
7. Pula – Nora – Chia – Strada Panoramica della Costa del Sud
Eine weitere schöne, wenn auch sehr weitläufige Tagestour inklusive Historie, Baden und tollen Ausblicken.
Pula hat uns sofort durch seine über der Strasse angebrachten bunten Wimpelketten beeindruckt.
Achtung Steinchengucker und Historiker: Nicht weit von Pula liegt die wohl älteste Stadt Sardiniens malerisch direkt am Meer. Das berühmte Nora, dieses 3000 Jahre alte Juwel, ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten Sardiniens. Man kann die Reste der Stadt nur mit einer geführten Tour besichtigen. Nora ist ziemlich groß und viele Gebäude der Stadt sind noch erkennbar, zum Beispiel Überreste der Thermalbäder, die Nora berühmt machten, gepflasterte Straßen, ein Tempel, die Nekropole, das Aquädukt und das Amphitheater. Die Tour dauert etwa 1 Stunde und kostet 7,50 Euro.
In der Nähe der Ausgrabungen gibt es Cafés und den Strand von Nora, um sich nach so viel Historie abzukühlen!
Hinter Pula und Nora gelangt man auf der Küstenstrasse nach Chia. Chia ist ein weiteres sardisches Paradies mit traumhaften Buchten, Lagunenseen, breiten Sandstränden, meterhohen Dünen und türkisfarbenem Wasser.
Wir lieben Panoramarouten und Sardinien hat viele davon. Die Strada Panoramica della Costa del Sud (SP71) zwischen Chia und Porto di Teulada bietet fabelhafte Ausblicke und sorgt für Cabrio-Feeling. Die Route ist 25 km lang und wenn ihr sie in Richtung Chia fahrt, habt ihr die Haltepunkte auf eurer Seite der Straße.
Noch ein Tipp zur Reiseplanung: Wir haben noch nirgends soviele Serpentinenstrassen befahren wie in Sardinien. Was anfangs noch ganz lustig ist, kann nach 2 Stunden Serpentinenfahrt doch recht anstrengend und zeitraubend werden. Plant daher für eure Ausflugsfahrten genug Zeit ein. Für 10 km benötigt man schnell einmal 30 Minuten oder länger. Diejenigen unter euch, deren Magen derlei Fahrten übel nimmt, sollten sich unbedingt Reisetabletten oder -armbänder mitnehmen.
Kosten eines 3 Wochen Aufenthaltes im Süden Sardiniens (für 4 Personen):
Fähre (MOBY): 800 Euro (Genua – Olbia – Genua, 4-er Kabine und Auto)
Mobilheim Miete (4Mori Family Village & Camping): 2300 Euro
Benzin (ab/bis Fähre in Olbia): 150 Euro
Essen: 1000 Euro
Sehenswürdigkeiten: 30 Euro
Gesamt: 4280 Euro
Preise: Stand 2018
Bitte beachtet, dass dies nur ungefähre Kosten sind und diese je nach eigenem Gusto variieren können. Als Grundlage dieser Kostenschätzung diente unser Aufenthalt im Reisezeitraum Juni mit 4 Personen.
Na, habt ihr Lust auf Sardinien bekommen?
Benötigt ihr noch weitere Informationen, um eure Reise zu planen? Dann schreibt uns einfach, am besten über die Kommentarfunktion. As always – we are happy to help ?.
Habt ihr weitere Tipps zu kulinarischen Leckereien und Aktivitäten off the beaten track im Süden Sardiniens? Dann sind wir ganz Ohr und Auge!
Habt viel Spass bei der Reisevorbereitung und natürlich unterwegs away on wheels.
Sandra & Michael
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